Aber am Neunerköpfle soll alles etwas ruhiger zugehen, als an manch
anderen Startplätzen, habe ich mir sagen lassen. Nachdem ich so ca.
10 Minuten rumstand und wartete, gab der Marcus dann schliesslich
das Signal. Jetzt wurde es ernst. Er ermahnte mich nochmal, mich nicht
zu früh in den Sitz zu hieven. Dazu muss man beide Bremsleinen in eine
Hand nehmen und dann ist der Schirm einen Augenblick relativ
unkontrolliert.
Wenn man das zu dicht am Berg macht, dann kann es
schnell zu einer kritischen Situation kommen. Daher erstmal in den
Gurten hängen bleiben und waren, bis man weit genug vom Berg weg ist
und dann sich in den Sitz setzen. Der Wind wird wieder etwas stärker,
aber es soll noch gehen zum starten. Ich kann dazu leider nichts sagen :)
keine Erfahrung. Aber ich verlass mich da ganz auf meinen Fluglehrer.
Schliesslich bin ich soweit und fange an, das Profil des Schirms mit
ein paar kurzen rucken an den Leinen etwas aufzubauen. Ich beuge mich
leicht nach vorne, bis ich den Druck der Leinen spüre und die Arme nach
hinten abgewinkelt sind.
Dann laufe ich los, die Arme immer noch hinten. Ich merke, wie der
Schirm mich abbremst und jetzt führe ich auch die Arme ausgestreckt über
meinen Kopf. Der Schirm kommt über mich, ich blicke im laufen kurz nach
oben, alles in Ordnung und hinter mir schreit auch niemand :) also heisst
es jetzt
Gas geben. Schon nach 5-10m hebt der Schirm mich hoch. Ich hänge in den
Gurten, die Hände mit den Bremsleinen sind in Kopfhöhe und so gehts
geradeaus Richtung der Bäume gegenüber. Ich lenke etwas nach rechts,
damit ich nicht am Bergrand in die Bäume fliege. Das war allerdings
nicht so gut, denn ich verliere sofort etwas Höhe. Also wieder ein
wenig in Richtung der Berge gelenkt und es hebt mich wieder hoch.
Schliesslich schwebe ich über die Baumwipfel und den Bergrand. Unter
mir fällt der Berg steil ab und der Abgrund tut sich auf. Ich bekomme
wieder etwas Angst und mir wird bewusst, das ich ja hier noch in den
Gurten hänge. Also lasse ich die Leinen los und hieve mich in den Sitz.
Und da passierts auch schon.
Der Schirm dreht sich Richtung Berg. War also doch noch zu früh.
Aber irgendwie fühle ich mich jetzt mit dem Stückchen Holz unterm
Hintern doch sicherer. Ein langsamer kräftiger Zug an der rechten Leine
und schon dreht der Schirm wieder Richtung Tal. Jetzt meldet sich der
Franz vom Landeplatz. Ich mache alles gut, meint er, ich soll den Flug
geniessen und nicht erschrecken, wenn es mal etwas unruhig wird.
Ab und an zerren doch mal ein paar Winde am Schirm. Anfangs beunruhigt
mich das noch ganz schön. Aber nach und nach verschwindet die verkrampfte
Haltung und die Angst und ich fange an, den Flug wirklich zu geniessen.
Hinter mir der Haldensee, rechts die Tannheimer Berge, links der
Neunerköpfle und der Sessellift und vor mir Tannheim, auf das ich jetzt
direkt zusteuere. Franz meint, ich soll mal ein wenig versuchen, die
Richtung zu ändern, also mehr in die Richtung der Berge zu fliegen.
Ich ziehe also wieder rechts und der Schirm dreht sich brav nach rechts.
Dann ziehe ich mal links und der Schirm reagiert entsprechend. Alles
ganz einfach, denke ich so bei mir. Doch noch ist das schlimmste, die
Landung, nicht überstanden ... Ich ziehe eine grosse Schleife und
komme dann langsam ins Landegebiet. Franz hat nun die Kontrolle
übernommen und sagt mir, was ich zu tun habe. Als erstes einmal Höhe
abbauen und versuchen, nicht über Tannheim oder der Strasse zu fliegen.
Ich ziehe also an der Bremse, der Schirm braucht einen Augenblick,
dann schwenkt er in eine leichte Kurve ein und ich baue langsam Höhe ab.
Ich stelle
erschreckend fest, das sich die Höhe sehr schlecht einschätzen lässt,
wenn man nach unten schaut. Also versuche ich, nach rechts und links
zu den Bergen zu schauen, um mich ein wenig zu orientieren. Dann sagt
der Franz, ich solle nun langsam mit dem Landeanflug beginnen.
Ich bringe die Bremsen also wieder auf Normalposition, sprich in
Kopfhöhe und fliege langsam in Richtung Landepunkt, einer etwa 50cm
grossen Scheibe, die vor mir im Gras liegt. Es klappt, im Gegensatz
zu meinem ersten Flug, bei dem ich ca. 50 Meter weit weg vom Landepunkt
runter kam, ganz prima. Ich setze ziemlich dicht am Landepunkt auf.
Allerdings war der Landeanflug wohl nicht nach Lehrbuch geflogen.
Aber egal, ich bin froh, das alles so gut geklappt hat.
Allerdings muss ich den Landeanflug noch üben, da sie bei der Prüfung
zum Sonderpiloten verlangt wird. Nachdem ein weiterer Flugschüler
runterkommt, wird erstmal ausgewertet, wie der Flug von oben so war.
Und nachdem wir uns einen kleinen Augenblick ausgeruht haben gehts
wieder zum Lift und nochmal rauf auf den Berg. Wir schaffen dann
nochmal drei Flüge, dann ist leider der Lift geschlossen und wir sind
auch ziemlich fertig. Aber jetzt haben wir fünf Flüge und damit
bekommen wir unser Flugbuch. Gegenüber dem Landeplatz, direkt an der
Strasse steht eine Pension mit Pizzeria und Terrasse und dort wird
dann der erfolgreiche Flugtag erstmal bei einer Pizza und einem
Hefeweizen ausgewertet. Jeder erzählt von seinen Flügen und es gibt
einiges zu lachen. Es fängt an zu regnen und wird kühl, die Dusche
und saubere Klamotten rufen und wir verabschieden uns so langsam.
So, das sollen erstmal ein paar Eindrück von meinen ersten Flugtagen sein. Ich denke, wenn alles weiter so Klasse läuft bei mir, dann werde ich wohl viel Freizeit in diesen Sport investieren, da es absolut genial ist, wenn man fast geräuschlos durch die Luft gleitet und die Welt von oben sieht. Und Bergluft soll ja auch gesund sein :)