Also in die Gurte gelegt und losgerannt. Der Schirm kommt hoch, ich bleibe stehen um zu schauen, wie er aufgeht ... im selben Moment begräbt mich der Schirm auch schon :) Anfängerfehler, meint Marcus. Nicht stehenbleiben, sondern einfach weiterlaufen und erst wenn der Schirm oben ist, !!! im laufen !!! einen Kontrollblick nach oben werfen. Schirm also wieder zusammenraffen, den Hügel etwas hinauf, neu auslegen und dann zweiter Versuch. Diesmal klappt alles. Für einen Kontrollblick bleibt aber irgendwie keine Zeit. Und wirklich, der Schirm zieht mich ein wenig nach oben und ich schwebe den Hügel hinab. Doch der Schotterweg am Hangende kommt bedrohlich nahe, ich bremse etwas an und der Schirm ... ? Er steigt, obwohl ich bremse, ein wenig nach oben und ich gleite über den Schotterweg hinweg. Ich lasse die Bremsen wieder los und der Schirm sinkt wieder. Kurz bevor ich Bodenkontakt habe, ziehe ich die Bremsen voll durch und setzt etwas unsanft auf. Geschafft. Mein erster Alleinflug ist geglückt.
Das ganze probierte ich dann noch einige mal, wobei es jedesmal mehr oder
wenig klappt mit dem Schweben. Mal komme ich mit zu wenig Geschwindigkeit
raus, mal ist der Schirm unruhig... Aber es wird immer besser. Doch schon
nach einer Weile bin ich so fertig vom Hang hinauf laufen, das ich erstmal
eine Pause im Schatten mache. Der Schirm sollte übrigens nicht in der Sonne
liegen bleiben, da das Material UV empfindlich ist. Die UV Strahlung ist der
Hauptgrund, warum das Material altert (mal von übermässiger Beanspruchung
durch den Flieger abgesehen :)
Nach meinem sechsten Segler ist endlich (leider :) Ende der Flugübung. Aber
eigentlich ganz gut so, denn als Computerfreak bin ich solche Anstrengung
nicht gewohnt :) Am Nachmittag kommt dann die fällig Theorie. Dort wurden
dann einige Sachen erklärt, über die man sich während der Übungsflüge
gewundert hat, z.B. warum der Schirm steigt, wenn man ihn kurz anbremst.
Das ganze nennt sich pumpen. Man stellt kurzzeitig das Profil an, der
Schirm steigt ein wenig hoch und verliert Fahrt. Lässt man die Bremsen los,
nimmt er Fahrt auf, er sinkt dabei aber, daher ist so eine Aktion über
Grund nicht ungefährlich.
Ich frage mich immer noch, was besser ist: zuerst Theorie und dann Praxis
oder umgekehrt. Ohne Praxis versteht man die Theorie etwas schlechter.
Daher denke ich, war es ganz gut so. Man sollte vorher mal eine Weile
zugeschaut haben, wenn Gleitschirmflieger starten und landen oder noch
besser einen Tandemflug mitmachen. Ich denke, weil ich den Tandemflug
mitgemacht habe, ging es bei mir auch recht schnell mit dem ersten
erfolgreichen gleiten. Einige beim Flugtraining kamen leider erst nach
fünf oder mehr Anläufen in die Luft.
Leider spielte das Wetter die restliche Woche nicht mehr mit, so dass ich nur
noch meine theoretische Prüfung machen konnte (und auch noch bestand :)
Also hiess es dann im September nochmal ran an den Schirm. Die Theorie brauchte
ich ja nicht mehr mitmachen, da ich meine Prüfung schon hatte. Also quälte ich
mich mit der kleinen Gruppe "Neulinge" :) nochmal zwei Tage lang am Übungshügel
herum. Dabei hatte ich nun genug Zeit, die Start und Landephase bis zur
Erschöpfung zu üben. Die anderen mussten ja erstmal ihren ersten Flug auf die
Reihe bringen, einige schaffen es leider nicht.
Am Ende des zweiten Tages war dann sogar der Fluglehrer mit mir zufrieden :)
Ich hatte es endlich gelernt, den Kontrollblick nach dem aufziehen zu machen.
Am liebsten wäre ich schon am zweiten Tag auf den Berg zum fliegen gefahren.
Aber am dritten Tag war es dann endlich soweit, rauf auf den Berg.
Der Neunerköpfle ist etwas über 1800m hoch, Tannheim liegt auf ca. 1100m über NN.
Wir durften das erste Mal aber "nur" von der Mittelstation, einem Weststartplatz
in etwa 1300m Höhe, aus fliegen. Zu uns stiessen noch zwei Flieger, die einen
Prüfungsflug für ihren Sonderpiloten Schein machen wollten. Der erste kam ganz
gut weg, beim zweiten sahen wir, wie man es nicht machen soll: er lief zu
langsam, lenkte und bremste falsch in der Startphase und landete samt Schirm im
Unterholz. Er hat bis zum nächsten Tag gebraucht, seinen (!! eigenen !!)
Tandemschirm wieder aus den Bäumen zu holen (er war etwas kräftiger gebaut und
meinte, er bräuche deswegen einen Tandemschirm). Übrigens sassen wir Anfangs
fast 1 Stunde auf dem Berg und hofften, das der Wind dreht.
Aber zum Glück spielte das Wetter mit. Es kann aber durchaus passieren, dass man
nicht startet und den Berg wieder per Seilbahn verlassen muss. Man darf nicht um
jeden Preis fliegen wollen, denn sonst kann aus dem Spass schnell tödlicher Ernst
werden. Selbstdisziplin ist in diesem Sport besonderst wichtig. Man muss hier
niemandem etwas beweisen.
Ich kam als zweiter prima aus der Waldschneise der Mittelstation heraus. Über ein
kleines Funkgerät gaben mir Franz und Marcus, die beiden Fluglehrer, abwechselnd
Anweisungen, wie ich fliegen soll. Trotz des Funkkontaktes hatte ich Anfangs schon
ein sehr flaues Gefühl im Magen. Bei jeder kleinen Böe dachte ich, das wars jetzt,
gleich klappt der Schirm zusammen :) Da ich aber nach 3 Minuten immer noch putzmunter
durch die Luft schwebte (ohne Vario schwer zu sagen, wie hoch ich noch war), löste
sich langsam die Verkrampfung und ich begann, auch Dank der beruhigenden Worte der
Fluglehrer, langsam den Flug zu geniessen. Unter mir lag Tannheim, über mir fast
blauer Himmel und der Wind rauschte an den Leinen ... kurzum, es war grandios.
Leider ging dieser erste Flug viel zu schnell zu Ende.
In der Landezone hatte ich dann den totalen Black Out ? Wie war das mit der Landevolte ?
Muss ich jetzt rechts oder links drehen ... Ich kam schliesslich am anderen Ende des
Feldes an. Aber die Landung klappte prima. Nachdem der Franz mir erklärt hatte, was
denn am Ende des Fluges schief gelaufen war, wollte ich sofort wieder hinauf und
nochmal "springen". Aber leider machte der Lift Mittagspause. Am Nachmittag dann gings
nach ganz oben.
Übrigens war es beim ersten Mal bei der Auffahrt mit dem Lift ein ganzschöner Akt,
den Schirm und sich selbst gleichzeitig in die Sessel zu hieven. Beim zweiten mal
klappte es dann wesentlich besser :) Auf dem Berg wieder angekommen, ging es zum
Nordoststartplatz (Richtung Haldensee), vorbei an der Bergstation, auf dessen Terrasse
uns einige neugierige Touristen beobachteten. Am Startplatz setzten wir uns erstmal,
da die Buckelei "ein wenig" gestresst hatte. Wir sahen eine Weile zu, wie die anderen
Piloten so vom Startplatz weg kamen. Der erste kam recht gut raus. Der Wind war
inzwischen recht stark geworden, daher meinte Marcus, einer der beiden Fluglehrer, der
mit uns auf den Berg gestiegen war, das wir erstmal abwarten. Der Franz stand im Tal
am Landeplatz und würde uns dann einweisen, damit wir uns im Tal nicht verfliegen :)
Dann die Preisfrage, wer will (oder darf :) als erster starten. Nachdem der erste es
gewagt hatte, legt ich meinen Schirm aus. Dann hiess es warten. Das schöne war,
niemand murrte rum oder meckerte, weil es nicht losging. Schliesslich verstopfte ich ja den Startplatz.