Paragliding Sonderpilot Kapitel 3 Seite 1 2 3


nette Gegend hier
Während der letzten Tag habe ich den einheimischen Fliegern mal beim landen zugeschaut. Da die Jungs jeden Tag fliegen gehen, kennen sie sich natürlich perfekt mit ihren Schirmen und den Bedingungen am Landeplatz aus. So fliegen sie z.B. die Steilspiralen bis kurz über Grund und wenn der Schirm auspendelt, dann nutzen sie diesen Schwung um zu landen. Sieht schon geil aus, aber ist absolut nicht nachahmenswert für Normalflieger. Meiner Meinung nach kann man eigentlich nur jedem, der nicht regelmässig und vor allem oft fliegt, von solchen Manövern abraten, da man seinen Schirm sehr genau kennen sollte, um sowas zu machen. Manchmal sollen die Jungs es sogar soweit treiben, das sie mit einem Flügel eine Furche im Schnee ziehen, bevor sie landen.

Da ich nun scheinbar besser mit den Kurven klar komme, konnte ich heute auch den guten Westwind nutzen und mich eine Weile am Hang halten, in dem ich die Kurven schneller flog und so länger im Aufwind bleiben konnte. Das ganze gab mir soviel Vertrauen, das ich mich auch mal etwas dichter an die Baumkronen heran traute. Ich drehte ein paar Kreise über dem Lift kurz vor der Mittelstation. Als ich dann doch zu niedrig war fliege ich östlich der Mittelstation recht knapp über die Bäume ins Tal. Diesmal habe ich dabei aber kein mulmiges Gefühl. Vorgestern noch hätte ich wahrscheinlich voll die Panik bekommen, aber irgendwie habe ich jetzt ein viel besseres Gefühl, was das Handling des Schirmes angeht. Ich hätte das vieleicht schon viel früher mit dem aggressiveren fliegen und rumprobieren machen sollen.

Die Starts klappen inzwischen reibungslos. Selbst im tiefen Schnee am Weststartplatz. Habe inzwischen auch ein Gefühl dafür entickelt, wie es sich anfühlt, wenn der Schirm hinter mir korrekt hochkommt. Nachdem Franz mir sagte, ich solle beim starten die A-Gurte nicht sofort nach vorne drücken, sondern den Schirm erstmal mit Körpereinsatz ziehen und dann unterstützend die A-Gurt von hinten nach oben heben, klappt es ganz gut.

Nachdem ich mir gestern diese Gedanken notierte stehe ich nun nach meinem zweiten Startabbruch in Folge auf dem Weststartplatz und überlege, ob ich zum Oststart gehe, da leichter Rückenwind herrscht. Es war wie verhext: ich ziehe den Schirm hoch, er kommt auch ganz gut, ich renne los und der Schirm fällt hinter mir wieder zusammen. Ich habe die A-Gurt zu früh losgelassen. Beim zweiten mal trägt der Schirm schon, aber ich bin scheinbar doch zu langsam. Ich lehne mich nach vorne, um die Gurte zu straffen, aber vermutlich habe ich die Hände dabei zu tief mit nach unten gezogen. Ich bremse den Schirm somit aus und rutsche auf dem Bauch den Berg hinab, streife dabei ncoh zwei kleine Bäumchen und lande schliesslich vor den nächsten Bäumchen. Und leider auch ziemlich weit unten, ich sehe den Startplaz nicht mehr.

Mit mir waren noch zwei ältere Herren aus Kepmten am Startplatz. Allerdings kümmert es diese Herren garnicht, das ich da unten im Gebüsch liege. Einige Minuten später sehe ich den ersten über mich hinweg fliegen. Ich wünsche ja niemandem was schlechtes, aber wenn die mal im Berg hängen ....

Ich war ziemlich enttäuscht. Dachte immer, gerade die älteren Flieger, die schon einiges mitgemacht haben, wissen, wie einem nach nem Startabbruch zu mute ist. Man ist völlig fertig, muss sich mit den 30 Kilo wieder den Berg hinauf quälen ... Sie hätten ja nicht mal runter kommen müssen, aber wenigstens mal nachfragen wie es einem geht. Hätte mir ja auch die Knochen gebrochen haben können. Und gerade jetzt im Tiefschnee ist es eine wahnsinnige Quälerei den Berg wieder hinauf zu kommen, da man schlecht Halt findet im Schnee.

Überhaupt habe ich in der dieser Woche einige ältere Herren kennen gelernt, die recht komisch drauf waren. Einige meinten, wenn sie kommen, dann muss sich hier alles um sie drehen, andere meinten, sie bezahlen ja und darum müssen jetzt alle für sie nen Kopfstand machen. Scheinbar vergessen viele, das sie hier unten Gäste sind. Natürlich kann man für sein gutes Geld auch gute Leistung erwarten. Aber man soll doch bitteschön auf dem Teppich bleiben. Und wenn es in Dt. soviel besser läuft, warum kommen sie denn dann immer wieder ?

Als wir abends dann wieder mal bei einem Bier sassen, die Fluglehrer und ein paar Einheimische, da habe ich mal so ein bischen rumgefragt, was sie so über das dt. Publikum denken. Und ich fühlte mich ziemlich bestätigt in meiner Annahme, das der Deutsche hier oftmals ganzschön den Boss rauskehren will. In Dt. sind sie ein Niemand, aber wenn sie hier her kommen, dann glauben sie sich Respekt kaufen zu können mit ihrer harten D-Mark.

Ich bin hier um Spass zu haben, den Alltag mal hinter mir zu lassen und nette Leute zu treffen. Aber viele könne sowas scheinbar nicht mehr. Sie bringen ihren ganzen Ärger mit und lassen ihn an Leuten aus, die hier ihren Job machen. Der Österreicher ist nunmal kein Deutscher, der für Geld fast alles macht. Er ist ein wenig stur, gemütlich und wenn man nett ist, auch sehr freundlich. Doch damit kommen einige wohl nicht klar und so sind sie ständig am rummotzen und schimpfen.


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